Gedenkfeier und Gedenkstein-Einweihung Absturzstelle DV174
Im September 2015 haben wir die vergessene Absturzstelle des australischen Lancaster Bombers DV174 der No. 460 Squadron Royal Australian Air Force gefunden. Mittlerweile haben wir das nächste Ziel erreicht. Nachdem wir bereits zwei Familien in Australien (Morrison und Cumming-Familie) und eine Familie in England (Fam. Davis) ausfindig gemacht haben, wurde am 01.10.2016 der Gedenkstein feierlich enthüllt.
Nachdem
Oberbürgermeister Herr Eger, Herr Pfarrer Dr. Mohr vom Bistum Speyer, Pfarrer Herr Kronenberg von der evangelischen Kirche Speyer, das GDKE (Generaldirektion Kulturelles Erbe)/Denkmalbehörde Amt
Speyer und eine Vier-Mann-Bundeswehrabordnung unter Oberstabsarzt Herrn Dr. Graf bereits für den 1. Oktober zugesagt hatten, hatte ich auch bereits beim australischen Verteidigungsministerium
nachgefragt, um über unser Vorhaben, den Stein am 1. Oktober zu enthüllen, zu sprechen. Mein Ansprechpartner vom Verteidigungsministerium und Verteter der Australian High Commission in London setzte
sich sofort mit der Australischen Botschaft in Berlin in Verbindung. Der für Deutschland in Frage kommende australische Stabsoffizier hatte aber am 1. Oktober bereits Termine. Daraufhin teilte mir
das Verteidigungsministerium in England spontan mit, dass Wing Commander Elsley, als Vertetung der Australischen Luftwaffe und Australischen High Commission aus London einfliegen werde. Als sie mich
dann kontaktierte und wir uns abstimmten, konnte das Ganze anrollen. Ihre Sekretärin buchte für den Vortag der Einweihung einen Flug London-Frankfurt, danach die Zugfahrt nach Mannheim, dem
ehemaligen Zielgebiet der DV174, wo sie ein Hotelzimmer reservierte. Die Abholung ab Mannheim wurde durch uns organisiert. Das würde unser IG-Pilot, Ingo Stumpf, der in Heidelberg wohnt,
übernehmen.
In der Woche vor der Einweihung wurde das Ge-
lände um den Stein gemäht, weitere Vorbereitungen getroffen, Hinweisschilder für Straße (Ausschilderung Meeting-Point) und Wald (für evtl. Nachzügler) fertiggestellt, und teilweise schon einen Tag vorher aufgebaut. Aber eine Sache konnte man nicht beeinflussen: Das Wetter. Das Wetter sollte lt. Vorhersage leider nicht gut werden. Also hatten wir zwei Pavillons eingeplant. Über meinen Schwager, Peter Rennholz (Waldsee), fanden wir zwei Wochen vor der Einweihung einen Trompeter, Jan Rudolph, der am Ende der Zeremonie den für die Commonwealthstaaten bei Gedenkfeiern üblichen „Last Post“ spielen würde. Den Last Post wollte ich unbedingt dabei haben. Ein letzter, musikalischer Gruß an die dort gestorbenen Soldaten.
Am
Morgen des 1. Oktober ging es für uns um 07:00 Uhr los. Um 10:00 Uhr sollten wir uns mit den Gästen auf dem in der Nähe der Absturzstelle befindlichen Waldparkplatz, welchen ich als Meeting-Point
geplant hatte, treffen. Es regnete in Kübeln. Es versprach, ein regnerischer Tag zu werden. Doch als ich im Wald ankam, hörte der Regen
plötz-
lich auf. Sicherheitshalber wurden zwei Pavillons aufgebaut, die Kreuzung, an der der Gedenkstein durch uns gesetzt wurde, in alle Richtungen abgesperrt und die Plaquette am Stein montiert. Der Gedenkstein wurde anschließend mit der australischen Fahne bedeckt. Alle Freunde und Helfer der IG waren im Einsatz. Nach Abschluss der letzten Arbeiten wurde noch schnell im Wald der Anzug angezogen und es konnte losgehen. IG-Mitglieder holten in der Zwischenzeit den Last Post-Trompeter und einen Veteranen der Bundeswehr am Hauptbahnhof in Speyer ab. Alle anderen reisten selbst an. Wing Commander Elsley wurde, wie geplant, durch unseren Piloten am Hotel in Mannheim abgeholt und zum Meeting-Point gebracht. Nach und nach trafen die Gäste ein. Als alle Würdenträger und geladenen Gäste, insgesamt ca. 30 Personen, eingetroffen waren und persönlich begrüßt wurden, lief die Gruppe gemeinsam zur Absturzstelle.
Auf dem Weg dorthin wurde die Flugroute des Flugzeugs, die damals direkt über unseren Köpfen verlief, erläutert. Ca. 200m vor der Absturzstelle wurde die ungefähre Stelle im Dickicht angedeutet, wo Sgt. Cumming, lt. Polizeibericht von 1943, aus dem Flugzeug gesprungen war und aufgefunden wurde. Das Flugzeug flog aber schon zu tief und sein Fallschirm konnte sich nicht mehr richtig öffnen. Dann passierten wir die Stelle, die heute noch durch eine Vertiefung im sandigen Weg erkennbar ist, an der Flight-Sgt. Morrison gestorben war. Am Tag nach dem Absturz in 1943 wurde er dort, eingeklemmt im abgebrochenen Heck des Flugzeugs, auf dem Weg neben der Absturzstelle, gefunden. Wir haben diese Stelle mit einem kleinen Gedenkkreuz versehen. Die endgültige Absturzstelle, an der der fast vollständig ausgebrannte Rumpf (das Flugzeug hatte ja noch Sprit für den Rückflug nach England an Bord), das Cockpit, die Flügel mit Motoren gelegen haben und die anderen fünf Besatzungsmitglieder bis zur Unkenntlichkeit verbrannt sind, war von uns mit Fähnchen markiert, welche man ebenfalls schon vom Waldweg aus sehen konnte. Nach einer kurzen Erklärung und wenigen Metern trafen wir schließlich am Gedenkstein ein.
Dort empfingen uns schon zwei Soldaten der Bundeswehr, die links und rechts vom Gedenkstein angetreten waren. Nachdem alle Anwesenden durch mich begrüßt wurden, neben allen Würdenträgern von Stadt, Militär und GDKE/Denkmalbehörde auch mehrere Zeitzeugen, der Sponsor des Gedenksteins, geladene Gäste, Verteter der Presse, erläuterte Peter Berkel (Mit-Gründer IG Heimatforschung RLP) Näheres zum Absturz und zur Forschung an der Absturzstelle. Danach hielt der Oberbürgermeister von Speyer, Herr Eger, eine eindringliche und einfühlsame Rede. Anschließend folgte ein Feldgottesdienst durch Pfarrer Herrn Dr. Mohr und Pfarrer Herrn Kronenberg. Der Stein
wurde enthüllt und durch die Kirche geweiht. Anschließend folgte eine Rede von unserem australischen Gast aus London, Wing Commander Ruth Elsley, als Vertetung des australischen Verteidigungsministeriums, der australischen Luftwaffe sowie des höchsten australischen Organs in London, der Australian High Commission. In ihrer Rede trug sie u.a. auch zwei Gedichte vor, die das Publikum sehr berührten.
Im Anschluß daran erfolgte eine Rede von Oberstabsarzt der Deutschen Luftwaffe und Bundesverdienstkreuzträger Herrn Dr. Ullrich Graf, als kommandierender Offizier der 4-Mann Bundeswehrabordnung, aus Veteranen der Fernspäh-/Fallschirmjäger- und ABC-Truppe bestehend. Dabei stockte den meisten Anwesenden der Atem, so eindringlich und passend war seine Rede.
Nach insgesamt ca. einer Stunde folgte die Kranzniederlegung und ich kündigte den „Last Post“ , den „letzten Wachposten“, als letzten Gruß an die Verstorbenen, an. Ich las die Namen von allen der dort gestorbenen Besatzungsmitglieder vor. Mein Schlußwort „May they rest in peace“ (mögen sie in Frieden ruhen) war für den Trompeter das Signal, den „Last Post“ zu blasen. Das war der ultimative Höhepunkt.
Nach dem „Last Post“ war die offizielle Zeremonie vorbei, und es wurde die Möglichkeit geboten, die Absturzstelle zu besichtigen. Ich erläuterte den Gästen anhand der Funde und Befunde die Position und Einzelheiten zu Flugzeug und Forschung. Nach einer abschließenden Fotostrecke vor dem Stein mit allen Würdenträgern, auch mit einem durch uns mitgebrachten Feuerlöscher der DV174, der an der Absturzstelle gefunden wurde und noch Brandspuren trägt, wurde Wing Commander Elsley noch ein Geschenk der IG Heimatforschung Rheinland-Pfalz übergeben. Ein Blumenkorb mit einer drapierten australisch-deutschen Gemeinschafts-/Doppelfahne.
Anschließend liefen wir gemeinsam zurück zum Parkplatz. Ein Teil der Gäste/Zeitzeugen kehrte danach noch im nahegelegenen Restaurant „Zur Waldeslust“ ein, wo ein langer Tisch für uns reserviert war, um sich zusammenzusetzen und zu Mittag zu essen. Bei deutschen Spezialitäten , Getränken und guter Unterhaltung herrschte eine sehr gemütliche Atmosphäre. Als die Zeit zu gehen gekommen war, damit Wing Commander Elsey ihren Zug/Flug nicht verpassen würde, wurde sie herzlich durch uns alle verabschiedet und von IG-Mitglied Ingo Stumpf wieder zum Hotel nach Mannheim gefahren. Noch am gleichen Tag flog sie wieder nach London zurück. Mittlerweile kam schon eine Nachricht und ein großes Dankeschön aus England.
Wing Commander Elsley will uns zukünftig, auch mit der Suche nach Nachfahren, unterstützen. Die Nach- fahren aus England und Australien konnten an diesem Tag leider nicht dabei sein. Aber die Familien haben sich für Dezember 2016 und für den Frühling 2017 angekündigt. Dann werden sie Speyer, den Friedhof, auf dem die Besatzung zuerst begraben wurde, die Absturzstelle mit dem Gedenkstein sowie den Friedhof bei Kleve, auf dem die Überreste der Besatzung heute begraben liegen, besuchen.
Am Gedenkstein in Speyer, und an allen anderen durch uns lokalisierten Absturzstellen zukünftig auch, haben wir ein Geocache geplant. Tina Wollenschneider, Mitglied der IG, wird mit den nötigen Informationen versorgt und daraus eine Aufgabe für Geocacher machen. So befasst sich auch die Jugend, aber auch alle sonstigen Geocacher automatisch mit der Geschichte. Der Geschichte der verstorbenen Besatzung. Also neben der Auffindung der Stelle und dem Gedenkstein noch eine zusätzliche, aktive Maßnahme, die bewirkt, dass die Stelle präsent ist und bleibt.
Erik Wieman
Bilder: Thomas Störtz Fotografie. Webseite: Thomas Störtz Fotografie Tel.: 06237/ 91 71 995