Der Absturz eines englischen Wellington-Bombers bei Maxdorf 

Wellington R1789, 214 Sqn. Royal Air Force

02.04.1942



Nach den deutschen Bombenangriffen auf unter anderem Coventry, London und Liverpool in 1940, wobei England bei der „Luftschlacht um England“ in die Knie gezwungen werden sollte, entschied sich das englische Bomber Command nach der von den Deutschen verlorenen Luftschlacht schon schnell, als Vergeltung, selbst auch sofort Ziele in Deutschland zu bombardieren. So auch in der Nacht vom 01. auf 02. April 1942, als 49 Bomber (35 Flugzeuge vom Typ Wellington und 14 Flugzeuge vom Typ Hampden) von ihren Basen in England aufstiegen mit dem Ziel, Gleisanlagen und Transportknotenpunkte im Raum Hanau, Lohr und Aschaffenburg zu bombardieren. 

 

Dreizehn Flugzeuge, davon ein Flugzeug vom Typ Hampden und 12 Flugzeuge vom Typ Wellington, gingen verloren. Im Bereich Mannheim gingen alleine drei Wellingtons verloren: Ein Wellington stürzte im Lorscher Wald ab (Wellington X3607), ein Wellington stürzte in den Rhein im Bereich Giulini-Werke Ludwigshafen/Reißinsel (Wellington Z1156), und ein Wellington stürzte nachts auf dem Rückweg nach England in einem Feld bei Maxdorf ab (Wellington R1789). 


Der bei Maxdorf abgestürzte zweimotorige Wellington vom Typ Mk1c mit der Kennung R1789 hatte eine sechsköpfige Besatzung. Alle kamen beim Absturz ums Leben. Die Besatzung setzte sich zusammen aus dem Piloten Sgt. Sydney Burtwell (Service Nr. 1172870), dem 19-jährigen Navigator Sergeant Kenneth Horace Tibbatts (Service Nr. 1256777) , dem Bombenschützen Sergeant Arthur Edwin Rees (Service Nr. 934390), dem 26-jährigen Funker John Clifford Dunn (Service Nr. 1310826), und den beiden MG-Schützen Sgt. Henry Downs (Service Nr. 616823) und Sgt. Peter Wood (Service Nr. (Service Nr. 1310876). Zeitzeugen berichteten, Wellington R1789 flog aus Richtung Ludwigshafen/Frankenthal kommend in Richtung Lambsheim und war bereits dauerhaft im Scheinwerferlicht gefangen. Die Scheinwerfer standen bei Frankenthal und Oggersheim. Das Flugzeug war offenbar bereits im Vorfeld von der Flak getroffen worden und flog sehr niedrig, auf einer Höhe von ca. 200 Meter. Obwohl es zunächst so aussah, dass das Flugzeug in den Ort Lambsheim stürzen würde, drehte es kurz vor Lambsheim nach links ab und flog in immer niedrigerer Höhe in Richtung Süden, in Richtung Maxdorf. Dort stürzte es gegen 01:30 Uhr am Floßbach ab. Schleifspuren im Feld ließen damals vermuten, dass das Flugzeug noch versucht haben muss zu landen. Offenbar ist das Flugzeug aber mit dem Fahrwerk im Floßbach-Graben hängen geblieben und hatte sich überschlagen. Dabei wurde das Flugzeug vollständig zerstört. Ein Teil des Fahrwerks wurde im Floßbach gefunden.  



In 1942 war dieses Ereignis ein seltenes Ereignis, wie die Zeugen berichteten. Am Tag darauf versammelte sich eine sehr große Menge an Zuschauern an der Absturzstelle, wie die Bilder belegen. Später im Krieg, ab 1943, als die Alliierten ihre Angriffe intensivierten und bei einem Angriff, nicht wie in April 1942 mit 49 Bombern, sondern später mit teilweise 600 oder mehr Bombern flogen, wurden am laufenden Band alliierte und auch deutsche Flugzeuge abgeschossen, und die Bevölkerung gewöhnte sich daran. In 1942, wie im Falle des Maxdorfer Wellingtons, war das, vor allem für die Jugend, noch recht selten und aufregend.



Von den sechs getöteten Besatzungsmitgliedern konnten vier Insassen durch das deutsche Bergungskommando aus Mannheim identifiziert werden. Zwei Insassen konnten nicht mehr identifiziert werden. Sie wurden am 07. April 1942 in Mannheim bestattet. Nach dem Krieg wurden sie von den englischen Behörden exhumiert und auf dem Alliierten-Soldatenfriedhof bei Dürnbach am Tegernsee wiederbestattet.




In 2017 wurde die IG Heimatforschung erstmals auf den Absturz des Wellington bei Maxdorf aufmerksam. Ein Zeitzeuge zeigte uns die ungefähre Absturzstelle. In 1942 am Absturzort gemachte Bilder waren ebenfalls sehr aussagekräftig. Eine erste Geländebegehung förderte bereits erste Kleinteile des Flugzeugs zu Tage. Es handelte sich hier um Flugzeugteile aus Aluminium und Plexiglas, die im Bereich des ehemaligen Bachbetts durch den Pflug hochgepflügt worden waren. Nach der Geländebegehung stellte sich außerdem heraus, dass sich die örtliche Gegebenheiten, vor allem im Bereich des Floßbachs, seit dem Krieg geringfügig geändert haben müssen. 



Da der Absturz in 1942 fotografisch festgehalten wurde und es Fotos von der damaligen Absturzstelle direkt nach dem Crash gibt, lassen sich, verglichen mit heute, einige signifikante Unterschiede im Gelände erkennen. Dies ist vor allem wichtig, um den damaligen Hergang eindeutig zu rekonstruieren. Eine Zeitzeugin, die noch immer unmittelbar am Absturzort wohnhaft und Eigentümerin eines Teil des besagten Geländes ist, bestätigte dies. Der Floßbach wurde nach dem Krieg begradigt. 



Auf aktuellen Luftbildern lässt sich der alte Bachlauf noch eindeutig in dem heutigen Acker erkennen. Die Stelle, an der Wellington R1789 sich also damals überschlug und im Graben hängenblieb, lässt sich, in Kombination mit den damals gemachten Fotos, somit sehr gut eingrenzen. 

 

Eine Untersuchung der Absturzstelle bzw. die Beantragung einer Nachforschungsgenehmigung ist geplant. Am Absturzort werden sich sicherlich (noch mehr) aussagekräftige  Fundstücke (sprich Beweise) finden lassen. Die IG Heimatforschung beabsichtigt, danach die Nachfahren der Besatzung zu kontaktieren und umfangreich zu informieren. In der Schlussphase dieses Projekts wird auch hier ein Gedenkstein für die getötete Besatzung realisiert werden.                                                                                                                                             Erik Wieman


Fortsetzung folgt!