Am 11. September 2019 kam Chris Gray, Sohn von Flugingenieur Sergeant John Gray, zum 3. Mal in Folge nach Limburgerhof, um die Absturzstelle seines Vaters zu besuchen, der in der Nacht von 05. auf 06. September 1943 beim Flugzeugabsturz von Stirling EF129 in einem Feld bei Limburgerhof ums Leben kam. 

Chris Gray (75) hat seinen Vater nie kennenlernen dürfen. Seine Mutter war damals schwanger mit ihm, als Vater John bei seiner letzten Mission nach Mannheim ums Leben kam. Seit der Wiederauffindung der Absturzstelle in 2016 und dem Setzen des Gedenksteines durch die IG Heimatforschung Rheinland-Pfalz in 2017 kommt Chris Gray jedes Jahr, im Monat des damaligen Absturzes in 1943, immer im September, zum Gedenkstein, zur Absturzstelle, um seinem Vater nahe sein zu können. Seine Frau Di und weitere Familienmitglieder begleiteten ihn. Wir, meine Frau und ich sowie Martin Heinz, Mitglied der IG Heimatforschung Rheinland-Pfalz, trafen Chris und seine Familie am 11. September 2019 mittags um 14:30 Uhr am Gedenkstein. Ein Zeitzeuge, Herr Hege, kam ebenfalls hinzu. Die Absturzstelle ist heutzutage Ackerland. Wie schon in 2017 und 2018 musste Chris wenigstens einmal darüberlaufen, die Augen auf den Boden gerichtet. Es war nichts zu sehen, bis er auf einmal ein kleines Stück Plexiglas der Flugzeugkanzel aufhob. Dabei sollte es diesmal aber bleiben. Aber Chris war happy. Für Außenstehende vielleicht nur ein kleines Stück Plastik. Für Chris ein kleines Stück Nähe zu seinem Vater. Etwas Tastbares.  

„If tears could build a stairway

and memories a lane,

I´d walk right up to heaven

and bring you home again.“ *

Anschließend fuhren wir zum Friedhof in Limburgerhof und besuchten die Stelle in der „Ehrenreihe der Gefallenen“, an der auch deutsche Kriegsopfer liegen, und an der sein Vater und die anderen Besatzungsmitglieder nach dem Absturz in 1943 vorübergehend begraben waren, bis sie nach dem Krieg exhumiert und ihre Überreste nach Rheinberg bei Duisburg gebracht wurden. Sie lagen dort Seite an Seite mit deutschen Gefallenen. Die Stelle an der die Besatzung von Stirling Bomber EF129 lag bzw. exhumiert wurde, ist heute leer. Seit der Exhumierung wurde dort niemand mehr begraben.

Im Anschluss fuhren wir zum Nachbardorf Waldsee. Wenige Tage zuvor, am 31. August 2019, hatten wir in Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister von Waldsee auch dort einen Gedenkstein errichtet für eine englisch/kanadische Bomberbesatzung, die in der gleichen Nacht wie Vater John Grays Bomber, in der Nacht von 05. auf 06. September 1943, abgeschossen worden war. Die Gedenksteine in Limburgerhof und Waldsee stehen sozusagen direkt miteinander in Verbindung. 

Nachdem wir die Stelle in Waldsee besucht hatten, kehrten wir ein im Turnerheim Waldsee, wo wir die Familie Gray zum Essen einluden. Da die Familie noch zwei Tage in Speyer und Umgebung bleiben würde, lud IG-Mitglied Martin Heinz, selbst  leiden-schaftlicher US-Car- und Oldtimer-Fan, die Grays mit vier Freikarten zum Circle City Cruise, ein dreitägiges US-Auto-und Oldtimer-Event mit Livemusik ein, bei dem Martin schon seit 8 Jahren, jedes Jahr aufs Neue, als  Hauptorganisator fungiert. Diese Einladung wurde von der Familie Gray dankend angenommen. Die Bilder und Kommentare, die danach bei Facebook zu sehen und zu lesen waren, zeigten, dass sie dabei sehr viel Spaß gehabt haben. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns von der Gray-Familie, aber eins ist sicher. Chris wird wieder kommen. Jedes Jahr. So lange er kann.                                                                                                         Erik Wieman