Nachfahre aus Großbritannien besucht Absturzstelle in Speyer
Am 09.12.2016 hatten wir Besuch von John Arthurs aus Großbritannien, ein Nachfahre von Sgt. William Alderson („Billy“) Davis. Sgt. Davis war Flugingenieur an Bord der Lancaster DV174. Das Flugzeug wurde in der Nacht vom 23. auf 24. September 1943 abgeschossen. Die Absturzstelle wurde in September 2015 durch die IG-Heimatforschung im Speyerer Stadtwald wiederentdeckt. Mittlerweile wurde dort auch ein Gedenkstein durch uns realisiert damit die Stelle nicht mehr in Vergessenheit gerät.
Nachdem John sich für Freitag, den 09.12.2016 angekündigt hatte und wir, Peter Berkel und ich, uns am Arbeitsplatz frei nehmen konnten, wurde das Treffen geplant. John würde um 10.30 Uhr mit dem Zug aus Mannheim in Speyer ankommen und um 15.00 Uhr wieder abreisen. Geplant war, ihm die Absturzstelle samt Gedenkstein zu zeigen, ihn danach zum Essen einzuladen, ihm den Außenbereich des Technikmuseums (mit vielen alten- aber auch neueren Flugzeugen) und den Speyerer Dom zu zeigen.
Wir holten ihm wie geplant um 10.30 Uhr am Hauptbahnhof in Speyer ab und brachten ihn zum Waldparkplatz nahe der Absturzstelle. Dort wurde ihm zunächst ein Fundstück gezeigt, welches wir an der Absturzstelle gefunden haben und das noch Brandspuren trägt: Ein Fallschirmhaken samt Schutzplatte, an dem noch verbranntes Webbing/Gurtzeug befestigt war. Dieses Artefakt in Händen zu halten, war ein sehr emotionaler Moment für John. Da dies von einem der fünf verbrannten Besatzungsmitglieder stammte, könnte, da William Alderson Davis auch in dem Feuer umgekommen ist, dies auch von ihm gestammt haben.
Vom Parkplatz aus liefen wir daraufhin zur Absturzstelle. Dort wurden die Einzelheiten zum Absturz erklärt. Wenige hundert Meter weiter wurde auch die Bahnlinie gezeigt, von wo aus damals der Flakzug zwischen Schifferstadt und Speyer bis kurz vor dem Absturz ebenfalls noch auf das Flugzeug feuerte. Am unmittelbarer Einschlagspunkt des Cockpits entnahm er eine kleine Menge Sand. Ein Teil davon möchte er am Grab seiner Mutter in eine Kapsel einbetten. Sie wusste bis zu ihrem Tod nicht, was genau mit Billy Davis passiert ist und ist nie mehr darüber hinweggekommen. Dass wir John jetzt die Stelle zeigen und die Geschichte erzählen können, wirkte wie ein großer Impakt auf ihn. Keiner wusste, was damals genau passiert war und wo, aber jetzt kann er es seinem Sohn erzählen. Sein Sohn kann es auch wieder weiter erzählen, sagte er. Und jetzt haben sie eine Stelle, wo sie hingehen können.
Nachdem wir die Absturzstelle besucht hatten, fuhren wir zum Restaurant Waldeslust, wo wir zum Mittagessen einen Tisch reserviert hatten. Bei Schnitzel und deutschem Bier wurde noch viel geplaudert. Anschließend fuhren wir wie geplant zum Technikmuseum. Von dort liefen wir zum Speyerer Dom, wo wir alle drei eine Kerze für Billy anzündeten.
Leider vergingen die Stunden wie im Flug und gegen 14.30 Uhr trafen wir wieder am Hauptbahnhof ein. Nachdem wir uns dort noch einen Kaffee gegönnt haben, kam der Zug auch schon und es folgte eine sehr herzliche Verabschiedung. Ein kurzer Besuch, aber ein Besuch mit Impakt. Peter und mir war es einmal mehr wieder bewusst, was man für Nachfahren bewirken kann.
John wird auf jeden Fall wiederkommen. Zusammen mit seinem Sohn. Im Frühling haben sich noch zwei weitere Nachfahren von Billy Davis angekündigt. Es war für uns alle drei ein sehr gedenkwürdiger Tag. Erik Wieman