Absturz Douglas C-47 "Dakota" KG653
Nackterhof/Neuleiningen, Germany, 24.09.1944
Eine neue Perspektive!
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Am Abend des 22. September 1944, gegen 17:00 Uhr, landeten 150 Soldaten, Bodenpersonal der kanadischen Luftwaffe (RCAF), in Douglas C-47 „Dakotas“ der 1. Ferry Unit der Royal Air Force (RAF), auf dem Flugplatz Pershore in Großbritannien. Sie waren über das No. 1 Personnel Despatch Centre (Personenbeförderungseinheit der Royal Air Force) dort hin abkommandiert worden. Der Grund: Diese 150 Soldaten, zusammen mit 150 weiteren Soldaten der kanadischen Luftwaffe, insgesamt 300 Mann, waren dafür vorgesehen, in Indien zwei neue Flugzeugstaffeln, die 435. und 436. Staffel der Royal Canadian Air Force (RCAF), mit aufzubauen. Die Transporteinheit der RAF sollte sie dort hinbringen. Die zwei neuen kanadischen Flugzeug-Staffeln sollten am 1. November 1944 in Gujrat, Indien, offiziell gegründet werden. Das Luftwaffen-Bodenpersonal der zwei neuen kanadischen Staffeln war, zusätzlich zu den dort bereits kämpfenden alliierten Truppen, für den Kampf gegen japanische Truppen in Burma (heute Myanmar) vorgesehen.
Die erste kanadische Gruppe von 150 Mann, verteilt auf sieben Dakotas, wurde nach Ankunft in Pershore instruiert/gebrieft und nahm anschließend eine Mahlzeit in der Kantine ein. Es erfolgten Unterrichtsstunden in tropischer Hygiene und eine Einweisung in den Gebrauch eines Schlauchbootes, das alle Flugzeuge dabei hatten, sollte das Flugzeug über Gewässer abstürzen. Danach konnten die 150 Mann bis Mitternacht ruhen. Um Mitternacht wurde noch eine weitere Mahlzeit eingenommen, und es wurden Rationen für unterwegs ausgehändigt. Alle machten sich anschließend bereit für den Abflug. Um 03:00 Uhr erfolgte der Abflug nach Sardinien, wo das Flugzeug zum ersten Mal aufgetankt werden sollte. Nach mehreren Flugstunden und Zwischenstopps kamen alle sieben Flugzeuge am Zielort an.
Am 23. September 1944 kamen die nächsten 150 Mann abends gegen 17:00 Uhr in Pershore, Großbritannien an. Sie durch-liefen das gleiche Prozedere wie die Gruppe am Vortag. Die Passagierlisten von zwanzig Mann pro Flugzeug waren bereits festgelegt, als Leading Aircraftman (LAC) Peter John Brennan den zuständigen Loadmaster davon zu überzeugen versuchte, ihn auf Dakota KG653 umzuplanen. Sein bester Freund, LAC Fred Larson Kristensen, war nämlich als Passagier Dakota KG653 zugeteilt worden. Sollte der Loadmaster der Umplanung zustimmen, so Brennan, könnten sie die gesamte Reise bis nach Indien zusammen fliegen. Der Loadmaster weigerte sich aber, nochmal umzuplanen. Alles sei bereits festgelegt, und Änderungen wird es keine mehr geben, erwiderte er. Die beiden Freunde mussten getrennt fliegen.
Das rettete LAC Peter John Brennan das Leben. Brennan ging an Bord seiner eigenen Maschine. Um 03:30 Uhr starteten die acht Flugzeuge nach Sardinien. John Brennan würde seinen Freund Fred Larson Kristensen nie wieder sehen.
Fred Larson Kristensens Flugzeug, Dakota KG653, stürzte Stunden später in einen Acker in Deutschland ab. Alle 23 Insassen kamen ums Leben. Alle anderen Flugzeuge, auch das von Peter John Brennan, kamen unversehrt in Indien an. Die Entscheidung des Loadmasters hatte John Peter Brennan das Leben gerettet.
Die Absturzstelle von Dakota KG653 wurde in 2017 durch die IG Heimatforschung Rheinland-Pfalz lokalisiert und identifiziert. Im Rahmen der geplanten Gedenkstätte für die 23 umgekommenen Insassen haben wir sofort versucht, alle 23 Familien der Besatzung zu kontaktieren, was auch gelang. Über die Familie des Insassen Kristensen bekamen wir in 2018 Kontakt zu Laura Brennan, der Tochter des kanadischen Soldaten, LAC Peter Brennan, der im gleichen Transport der acht Flugzeuge war, es aber bis nach Indien geschafft hatte. Laura erzählte über die Verbindung zu den Kristensens und diese erstaunliche Geschichte, ihren Vater betreffend. Beinahe hätte ihren Vater das gleiche Schicksal ereilt, und sie, Laura Brennan, wäre nie geboren worden.
Im Juni 2015 besuchte Peter Brennans Sohn John den Alliierten Friedhof in Rheinberg. Im Namen seines Vaters Peter platzierte er eine Flagge und eine persönliche Nachricht am Grab von Fred Larson Kristensen.
In 2018 war Peter Brennan den Tränen nahe, als er hörte, dass die Absturzstelle seines Freundes Kristensen durch die IG Heimatforschung Rheinland-Pfalz lokalisiert worden war. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als den Kontakt zu der Familie seines Freundes, die er nach dem Krieg aus den Augen verloren hatte, wieder aufzunehmen. Die zwei Familien wurden wieder vereint.
Der Kontakt zu Laura Brennan und ihrem Vater, Peter John Brennan, eröffnete uns eine ganz neue Perspektive, verbunden mit der Geschichte um den Absturz von Dakota KG653. Was war mit den Soldaten geschehen, die es bis nach Indien geschafft hatten? Wie haben sie dort gelebt? Was haben sie dort gemacht? Die 23 Mann von Dakota KG653 sollten es nie erfahren.
Peter Brennans Liebe für die Luftfahrt begann, als ihn sein Vater in 1932 mitnahm zu einer Flugschau in Vernon, British Columbia und er in einem offenen Doppeldecker mitfliegen durfte. Seinen zweiten Flug erlebte er in 1936, als er für eine halbe Stunde über Vancouver und Burrard Inlet, British Columbia, mitfliegen durfte. Danach wusste er, dass die Luftfahrt ein großer Teil seines Lebens werden würde.
Im September 1941 begann er eine Ausbildung zum Flugzeugtechniker, die er ein Jahr später, im September 1942, erfolgreich abschließen konnte. Danach meldete er sich freiwillig zur kanadischen Luftwaffe und wurde dort Flugzeugmotor-Mechaniker.
Ende August 1944 wurde er eingeschifft auf die SS Aquitania, zusammen mit 10.000 anderen Soldaten. Das Schiff legte am 8. September 1944 in Großbritannien an. Am 23. September 1944 war er Teil der 2. Gruppe mit Bestimmung Indien/Burma. Sein Wunsch, in das Flugzeug seines Freundes, Dakota KG653, umgeplant zu werden, wurde nicht erfüllt. Zum Glück! Für die Insassen von Dakota KG653 nahm das Schicksal seinen tragischen Lauf. Peter Brennan wusste davon zunächst noch nichts.
Die erste Zwischenlandung von Peter Brennans Dakota erfolgte in Cagliary, Sardinien, wo das Flugzeug über Nacht betankt wurde. Danach flog Peter Brennan über Zwischenstopps in Castel Benito (Lybien), Cairo (Ägypten), Shu'aiba (Irak) und Iran nach Karachi, lndien. Hier blieb Peter Brennan zwei Tage, da er akut Magenprobleme und Durchfall bekam. Danach ging es weiter mit dem Flugzeug nach Gujrat, Indien (heute liegt Gujrat in Pakistan), wo sofort mit dem Training begonnen wurde. Sie waren am Ziel angekommen. Die gesamte Reise von England bis nach Indien hatte 41 Stunden und 15 Minuten in Anspruch genommen. Die gleiche Route wären die 23 Insassen von Dakota KG653 auch geflogen. Sie hätten das gleiche erlebt. Es hat nicht so sein sollen. In Indien erfuhr Peter, dass das Flugzeug seines Freundes vermisst wurde.
Die nachfolgende private Bilderserie gibt einen Einblick in das tägliche Leben der Soldaten der neu formierten 435. und 436. Staffel der Royal Canadian Air Force in Indien, und zeigt Details der Arbeit, der Lebensumstände und der Gemeinschaft in Indien. Die Soldaten lebten in Hütten, provisorischen Feldlagern und waren eine völlig autarke Gemeinschaft, wobei alles, was benötigt wurde, ausschließlich durch die Luft transportiert werden musste. Die 300 Mann Bodenpersonal verwalteten, reparierten und warteten ihre Flugzeuge, die immer bereit sein mussten, damit über Burma Versorgungsflüge für die im Dschungel kämpfenden Soldaten der britischen 14. Armee, Verwundetentransporte und allerhand Transportaufgaben durchgeführt werden konnten. Sie lebten ein reges Gemeinschaftsleben, unter tropischen Bedingungen, wo die Hitze ab Mittag fast immer unerträglich war.
Am 27. September 1944, nach ein paar Tagen Akklimatisierungszeit, wurde Peter Brennan seiner zukünftigen Einheit zugeführt. Lt. Peter Brennan: „Es schien so, als ob alle Fliegen Indiens uns begrüßten. Sie folgten uns überall hin, von der Kantine bis zu unseren Zelten, sogar bis auf die Latrinen. Viele bekamen Durchfall. Ich ebenfalls. Am 4. Oktober 1944 begann auf der RAF-Basis Chaklala (Punjab, der Ort liegt heute in Pakistan) die Flugausbildung der Flugzeugbesatzungen. Es wurden Fallschirm-Absetzvorgänge und manuelle Be-/Entladungen auf und über DZ´s /Drop Zones (temporäre, im Dschungel freigemachte Landeplätze) geübt. Am 19. Dezember 1944 bekam die 435. Staffel den Befehl, sich in die vorderen Linien zu begeben und mit operationellen Flügen anzufangen. Am 20. Dezember 1944 wurden Flugzeugbesatzungen und Bodenpersonal über den Luftweg zum Tulihal Flugplatz im Imphal Tal, Manipur, verlegt.
Bei der Ankunft in Tulihal stellte sich heraus, dass die englische Royal Air Force überhaupt keine Vorbereitungen für unsere Ankunft getroffen hatte. Das Bodenpersonal verbrachte mehrere Tage damit, Unterkünfte aus Zelten, Bashas, Bambus- und Schilfhütten zu organisieren. Unser Bett bestand aus einem mit einem Seil zusammengeknoteten Holzrahmen, in Indien „Charpoi“ genannt, worüber wir ein Moskitonetz drapierten. Es gab keine Kantine, also aßen wir mitgebrachte Feldrationen (K-Rationen, benannt nach dem Erfinder Ancel Keys). Das Lager hatte den passenden Namen „Camp Pizpur“, so benannt durch US-Amerikaner, die dort ebenfalls stationiert waren. Der indisch anmutende Name „Pizpur“ war ironisch gemeint, er war an den amerikanisch/englischen Ausdruck „piss-poor“ (miserabel) angelehnt. Für alle „Lagerbewohner“ war das ein sehr passender Name, die die Bedingungen vor Ort recht genau beschrieben.
Das Bodenpersonal wurde mit .303 Lee-Enfield-Gewehren oder 9-mm-Sten-Maschinenpistolen ausgestattet. Die Flugzeugbesatzungen trugen hauptsächlich eine Pistole, aber einige Flugzeugbesatzungen hatten auch Gewehre oder Maschinenpistolen dabei, als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme, für den Fall, dass sie im Dschungel abstürzen bzw. notlanden mussten. Gleiches galt für die Bodencrews, die als „Kicker“ bzw. „Rausschmeißer (Absetzer)“ Nachschub aus den Flugzeugen „warfen, traten“.Wir Bodenmannschaften hatten hauptsächlich unseren Schraubenzieher und Hammer als „Waffe“, im Licht der Fackeln. Aber auch das Bodenpersonal sammelte teilweise Hunderte von Flugstunden und es kam einiges an Einsätzen dazu.“
Am 21. Dezember 1944 erfolgte der erste operative Versorgungsflug von LAC Peter Brennan in das Kriegsgebiet um Aubin, Burma. Er flog mit in der KJ955-Y (das Flugzeug vom Typ Dakota war noch lange nach dem Krieg im Einsatz und wurde am 29. Mai 1965 in Aden durch eine an Bord befindliche Bombe vernichtet). Der Pilot war Flying Officer Dave Sharpe aus Victoria (British Columbia). Lt. Peter Brennan: „Der Flug selbst war insofern interessant, da ich an der offenen Frachttür stehen konnte und die dschungelbedeckten Berge, die Chin Hills, burmesische Dörfer und Pagoden sowie den Chindwin-Fluss beobachten konnte. Schließlich sah ich dann auch das Kampfgebiet mit Panzern und Militärfahrzeugen. Unser Abwurf über dem Landeplatz verlief wie geplant, und ich als Motormechaniker übernahm nun die Funktion eines „Kickers“, eines „Raußschmeißers“ bzw. Absetzers, indem ich die Abwurfpakete und Container durch das Flugzeug schieben musste, sie an der Ladetür stapeln musste, die an den Paketen angebrachten Fallschirme an einer Static Line (im Flugzeug) befestigen musste, bevor ich sie, mit Hilfe von zwei Besatzungsmitgliedern, hinausbeförderte. Ich war in meinem Element“.
Am 12. Januar 1945 erfolgte Peter Brennans erster richtiger Kampfeinsatz, als über Shwebo, Burma (heute Myanmar), Vorräte abgeworfen werden mussten. Peter nannte diesen Tag den „Tag der Erinnerung“. Er war wieder Dakota KJ955-Y zugewiesen worden und sie hatten insgesamt 6000 lbs (ca. 2700 kg) an Nachschub für das 33. Korps der 14. Armee an Bord. „Als wir über das Absetzgebiet bei Shwebo flogen, wurden wir, fünf Dakotas, von mehreren japanischen Kampfflugzeugen (es stellte sich im Nachhinein heraus, es waren 12 Jäger) vom Typ Nakajima Ki-43, mit dem alliierten Codenamen „Oscar“ angegriffen. Sie hatten kurz zuvor alliierte Bodentruppen im Shwebo-Kampfgebiet angegriffen und hatten es nun auf uns abgesehen. Wir hatten gerade die ersten Container „abgesetzt“ bzw. abgeworfen. Als wir die Warnung über Funk bekamen, läutete der Pilot, Flying Officer Sharpe, die Alarmglocke, und ging sofort mit Vollgas nach unten auf Baumwipfelhöhe. Ich und mein Kollege, ein Absetzer der indischen Armee, zogen die Container schnell weg von der offenen Tür, und als der Pilot eine steile Kurve nach unten in Richtung Nord-Westen flog, landeten wir bäuchlings auf dem Boden.
“ACTION AT SHWEBO” 435 Sqn. RCAF, Burma.
By Canadian Aviation Artist, Robert W. Bradford (C.M.)*
Während dieser Ausweichaktion blieb ich die ganze Zeit über bei der Frachttür, und ich konnte eines unserer Flugzeuge, das in die gegengesetzte Richtung flog, beobachten. Der Backbordmotor brannte, und ein Japaner war ihm auf den Fersen. Augenblicke später sah ich in der Ferne noch einen Japaner, der sich aber von uns entfernte. Pilot Sharpe entschied sofort, auf einer nahe gelegenen provisorischen Landebahn zu landen, dort den Rest unserer Vorräte zu entladen und wieder nach Tulihal zurückzufliegen. Kurz nach dem Start sah man sofort die schwarze Rauchsäule der abgestürzten Dakota. Offensichtlich gab es hier aber glücklicherweise Überlebende. In den beschriebenen 10-Minuten-Luftkampf wurden zwei Dakotas abgeschossen und sechs Insassen getötet. Eine dritte Dakota wurde beschädigt, als sie während einer Ausweichkurve mit einem Baum kollidierte. Sie verlor einen Teil ihres Flügels.
Am gleichen Tag hatten wir noch einen Nachtflug und flogen eine Ladung Munition und Mörsergranaten nach Onbouk. Beim Anflug auf die dort befindliche Landebahn gaben wir das Erkennungssignal , worauf sofort Fackeltöpfe am Rand der Landebahn angezündet wurden. Nach der Landung wurden diese sofort wieder gelöscht. In der Ferne hörten wir Schüsse. Nach 30 Minuten wurde uns geraten wieder abzuheben. Die Fackeltöpfe wurden schnell wieder angezündet und wir rasten die Startbahn entlang und hinauf in die Nacht. Die Fackeltöpfe wurden, nachdem wir abgehoben hatten, sofort wieder gelöscht.
Fünf Monate im Jahr war Monsun. Es gab keine Flugzeughangars, also mussten die Techniker im Regen arbeiten. Die Start- und Landebahnen bestanden einfach aus Sand mit darüber gelegtem Stahlgewebe, also wenn es regnete, stand die Landebahn voller Wasser. Beim Start eines Flugzeugs spritze das Wasser der gefluteten Landebahn überall hin, auch über die Windschutzscheibe.
15. August 1945, VJ-Tag ("Victory over Japan", Sieg über Japan-Tag), Wenige Tage zuvor hatten die USA Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. Peter Brennan war statt am Schrauben wieder in der Luft. Über isolierte burmesische Dörfer wurde Reis abgeworfen, da es der Bevölkerung an Nahrung mangelte. Neben Reis wurden burmesische Grundnahrungsmittel wie Ghee (Butter/Öl), Dhall (Hülsenfrüchte) sowie Decken und Milch für werdende Mütter/Kinder abgeworfen. Einige der Dorfbewohner hatten eine vier- bis fünftägige Reise hinter sich, nur um dort ihre Rationen abzuholen.
Am 21. August 1945 meldete sich LAC Peter Brennan wieder freiwillig, um mit Pilot Sandy McLeod und seiner Besatzung einen Einsatz zu fliegen. Er war diesmal Dakota 893-F der 435. Staffel zugeordnet, mit dem Ziel, Toungoo, Burma. Der Auftrag lautete, die britisch geführte Kommandoeinheit „Force 136“ aus der Luft zu versorgen. Diese Guerilla-Einheit, in der auch Gurkhas, Inder und andere Nationalitäten dienten, führte seit 1941 einen sehr effektiven Guerilla-Krieg gegen die japanischen Truppen. Japanische Truppen versuchten gerade Burma über die Shan Hills im Osten zu verlassen, um (nach der offiziellen Übergabe von Japan an die Aliierten) nach Thailand zu entkommen. Das wollte die Kommandoeinheit verhindern. Außerdem kämpften sie immer noch gegen Japaner, die Japans Kapitulation noch nicht mitbekommen hatten.
„Die Abwurfstellen befanden sich in engen Tälern, direkt auf den Hügelkuppen, wo die Präzision unserer Drops entscheidend war. Manchmal waren die Abwurfstellen durch Wolken verdeckt und es waren mehrere Anflüge erforderlich. Die An- und Abflüge waren sehr gefährlich da wir ständig nah über den Baumkronen flogen. Da ich in der Tür stand, sah ich oft verängstigte Affen, die von Baumkrone zu Baumkrone sprangen.“
“TOUNGOO DZ” 436 Sqn., Burma.
By Canadian Aviation Artist Robert W. Bradford (C.M.)*
Am 30. August 1945 erfolgte Brennans letzter operativer Flug über Burma. Motormechaniker Peter Brennan verbrachte insgesamt rund 400 Stunden in der Luft über dem Dschungel von Burma, eine bergige Gegend mit den schlechtesten Flugbedingungen der Welt. Mit Monsuns, tödlichen Abwinden, ganz zu schweigen von feindlichem Feuer/Beschuß. Das alles machten die Einsätze sehr gefährlich.
Am 7. September 1945 war es dann soweit. Peter Brennans Rückflug nach Großbritannien stand an. Der Abflug erfolgte vom Flugplatz Tulihal im Tal von Imphal. Insgesamt waren 21 Passagiere an Bord. Die Flugdauer von Indien nach England betrug diesmal 55 Stunden und 45 Minuten. Bei der Ankunft in England wurde er erst einmal gründlich medizinisch durchgecheckt. Am 9. März 1946 erfolgte die Repatriierung. LAC Peter Brennan reiste mit dem Schiff „SS Ile de France“ zurück nach Kanada.
Im Juni 1946 war er wieder zu Hause, wo er zunächst seinem Vater half, das Canadian Pacific Hotel in Sicamous, British Columbia, zu managen. In März 1951 trat er als Flugzeugtechniker wieder der Royal Canadian Air Force (Reserve) bei, wo er Mustangs, Harvards und De Havilland Vampire Flugzeuge wartete in Camp Borden, Ontario. Ab Juni 1951 war er bei der Firma A.V. Roe Gas Turbine Division in einem Entwicklungsprogramm auf dem Flugplatz von Malton, Ontario, Canada, tätig, wo er eine verantwortliche Funktion bei der Turbinenentwicklung inne hatte. In 1952-53 war er tätig bei Orenda Motoren, ein kanadischer Flugzeugtriebwerkshersteller und Teilelieferant, wo er mitverantwortlich war für die Entwicklung von Anti-Vereisungsprogrammen. Ab März 1956 wurde er von der Firma Nobel Test Establishment beschäftigt. Sein Arbeitsgebiet befasste sich schwerpunktmäßig mit den neuen Kühlanlagen und der Nachbrennertechnik von Avro Arrows CF-105 Iroquois Turbojet-Motoren.
In Februar 1959 gab es dann einen schwarzen Tag bei der Firma Nobel, Ontario. Als die Regierung bestimmte technische Bereiche stilllegte und den Iroquois-Motor nicht mehr weiterentwickelte, wurden viele Ingenieure und Techniker entlassen. Viele Mitarbeiter siedelten um in die USA. Peter sagte aber: „Ich habe für Kanada gekämpft, und hier bleibe ich auch.“ Es hatte sich gelohnt. Im August bekam er eine führende Position als Technical Officer bei der aerodynamischen Abteilung des Nationalen Forschungsrats, zuständig für die Windkanalforschung, wo er in 1988 als Leiter des Windkanalbetriebs in den verdienten Ruhestand ging.
Danach widmete er sich verstärkt den behinderten Veteranen in einer Pflegeeinrichtung im „Perley and Rideau Veterans Home“ in Ottawa, Ontario. Für seine Dienste an den Veteranen wurde er mit der Queen's Golden Jubilee Medal geehrt.
Peter Brennan war nach dem Krieg jahrelang Historiker für die 435. und 436. Squadron der RCAF.
In 2017 wurden alle Burma-Veteranen mit „The Order of St-George“ geehrt, wobei Peter die Ritterstufe verliehen bekam.
Von allen Verdienstmedaillen des 2. Weltkriegs ist „The Burma Star“ wohl die seltenste für Kanadier. Von fast 1 Million Kanadiern, die im 2. Weltkrieg die Uniform ihres Landes trugen, erhielten insgesamt 5.500 die „Burma Star“.
Auf dem Kohima-Friedhof, an der Grenze von Indien und Burma (heute Myanmar), befindet sich ein Denkmal, worauf geschrieben steht:
„Wenn Sie nach Hause gehen, erzählen Sie von uns und sagen Sie, für Ihr Morgen haben wir unser Heute gegeben.“
Über den Tod seines Freundes Fred Larson Kristensen, der auf dem Hinflug nach Burma mit der Dakota KG653 abstürzte, ist Peter John Brennan nie hinweggekommen.
Peter John Brennan verstarb am 27. August 2019.
Er wurde 96 Jahre alt.
Wir danken der Familie Brennan, vor allem Peter John Brennan und MCpl (in Ruhestand) Laura Brennan, CD, QDJ, 437 (T) Squadron RCAF, für das zur Verfügungstellen der Bilderserie und die Einblicke im Hinblick auf die persönlichen Erfahrungen vor, während und nach dem schicksalhaften Absturz der Dakota KG653. Was hätte die Besatzung der Dakota KG653 in Burma erlebt, wie wäre es ihr ergangen? Vielen Dank für diese einzigartigen Einblicke.
Erik Wieman
Im September 2021 reiste Frau Brennan im Namen der Familie Brennan und der Familie Kristensen nach Deutschland, um den 23 getöteten Insassen an der Absturzstelle von Dakota KG653 zu gedenken: Am 25.09.2021 wurde die Mahn- und Erinnerungsstätte an der Absturzstelle am Nackterhof bei Neuleiningen eingeweiht. Es waren viele Nachfahren (auch via Live Stream), und Militärs von allen beim Absturz betroffenen Nationen anwesend. Auch die Familie von Julius Meimberg, der in 1944 das Flugzeug abgeschossen hatte, war zugegen. Der Innenminister von Rheinland-Pfalz enthüllte das Monument. Ein Tag der Völkerverständigung und Versöhnung.
Die bereitgestellten Informationen stammen aus den persönlichen Aufzeichnungen von Herrn Peter John Brennan. Der Verwendung der Bilder ¨Action at Shwebo¨ und ¨Toungoo DZ¨ wurde ausdrücklich durch Herrn Robert W. Bradford (C.M.) (Member of the Order of Canada) zugestimmt.*