Absturzstelle Herxheim, Consolidated B-24D Liberator

"Evelyn the Duchess"

25.02.1944


Am 25. Februar 1944 stürzte ein amerikanischer Bomber vom Typ B24D „Liberator“, Kennung 41-24147 bei Herxheim ab. Er gehörte zur 93. Bomb Group, 330. Bomb Squadron der USAAF (United States Army Air Force). Er hatte eine Besatzung von zehn Mann.

 

 

Die Besatzung hatte dem Flugzeug den Namen „Evelyn the Duchess“ (Evelyn, die Herzogin), gegeben. Es hatte am 1. August 1943, von Nord-Afrika aus,  an der legendären und sehr gewagten Tiefflug-Operation „Tidal Wave“ (Operation „Flutwelle“), der Bombardierung der Ölfelder in Ploesti/Rumänien,  teilgenommen, wo 1/3 der kriegswichtigen deutschen Ölvorräte lagerten und verarbeitet wurden. Der Angriff war ein großer Erfolg für die Alliierten.



Operation "Flutwelle, Ölfelder Ploesti/Rumänien  https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Tidal_Wave              Bodenpersonal, Evelyn The Duchess"


Wartung durch Bodenpersonal Cpl. Boyd Cooper, Private Charles Striegel. Im Hintergrund B-24 "Evelyn the Duchess", Absturz Herxheim


Bereits auf dem Hinflug nach Fürth im Februar 1944 machte ein Motor der „Herzogin“ Probleme, sie rauchte leicht, aber trotzdem schien alles im Griff, um den Auftrag, die Bombardierung des Flugplatzes bei Fürth, auszuführen. Nachdem das Ziel bombardiert war und das Flugzeug zum Rückflug nach Großbritannien ansetzte, machte der Motor immer mehr Probleme und rauchte immer stärker. Das Flugzeug konnte die Formation nicht mehr beibehalten. Es hinkte hinterher und musste die Formation verlassen. Ein leichtes Ziel.

 

Es dauerte nicht lange, bis die Maschine  von deutschen Jagdflugzeugen angegriffen wurde, die den Rumpf und das Cockpit des Bombers mit ihren 20mm Maschinenkanonen und leichten Maschinengewehren durchsiebten. Das Flugzeug wurde daraufhin so schwer beschädigt, dass der Pilot der Befehl zum Fallschirmabsprung geben musste.

 

 

Von den zehn Insassen kamen zwei Insassen ums Leben. Alle anderen konnten sicher mit dem Fallschirm abspringen. Laut Zeugenaussagen der Überlebenden (MACR/Missing Aircrew Report 2924) war der Absprung extrem schwierig, da das Flugzeug zum Schluss fast auf dem Kopf flog, alle Personen im Flugzeug umher, gegen die Decke geworfen wurden und gleichzeitig die Geschosse der deutschen Jagdflugzeuge im Rumpf des Bombers einschlugen. 



Ein damals 13-jähriger Zeitzeuge, Hermann R. aus Herxheim, verfolgte aus der Bodenperspektive, was sich da oben genau abspielte: „Das Flugzeug flog über Herxheim und drohte, in das Dorf zu stürzen. Es zog abrupt mit viel Gejaule hoch und machte eine sehr steile Linkskurve. Das Flugzeug flog fast auf dem Kopf. Fallschirme wurden sichtbar.“

 

Die meisten Insassen hatten es geschafft, noch heil herauszukommen. Ein Fallschirm verfing sich ein paar Sekunden vor dem Einschlag des Bombers im Leitwerk und blieb am  Flugzeug, das sich bereits in extremer Schräglage befand, hängen, löste sich dann aber doch noch. Mit beschädigtem Fallschirm fiel das Besatzungsmitglied rasch kopfunter zum Boden. Er war sofort tot (und hinterließ ein ca. 50 cm tiefes Loch im Acker). Ein weiterer Insasse verstarb ebenfalls. 

 

Acht Mann überlebten den Absprung und sahen das Flugzeug am anderen Ende von Herxheim in einem Feld explodieren. Die acht Überlebenden wurden nach der Landung durch deutsche Soldaten gefangen genommen. Dort erfuhren sie vom deutschen Übersetzer, dass zwei Mann den Absturz nicht überlebt hatten.


Den Absturz überlebt haben:

 

1st Lt. David W. Thompson - Pilot

(O-675380)

Kriegsgefangener, Stalag Luft 1, Barth

 

Capt. Miles R. League - Co-Pilot

(O-734111) South Carolina

Kriegsgefangener, Stalag Luft 1, Barth

 

1st Lt. James A. Ivain - Navigator

(O-798811) Connecticut

Kriegsgefangener, Stalag Luft 1, Barth

 

1st Lt. Robert L. Warner – Bombardier/Bombenschütze

(O-734768)

Kriegsgefangener, Stalag Luft 1, Barth

 

T/Sgt. Henry A. Clauser – Engineer/Bordingenieur & Top Turret Gunner/Turmschütze

(13029090) Pennsylvania

Kriegsgefangener, Stalag Luft 3, Sagan

 

T/Sgt. Evert A. Ollie - Radio Operator/Funker

(33264046) Pennsylvania

Kriegsgefangener, Stalag Luft 4, Gross Tychow

 

S/Sgt. John D. Glucs - Right Waist Gunner/Rumpfschütze rechts

(12146972)

Kriegsgefangener, Stalag Luft 4, Gross Tychow

 

S/Sgt. Royce O. Magee - Tail Gunner/Heckschütze

(14061305) Tennessee

Kriegsgefangener, Stalag Luft 4, Gross Tychow

 

 

Beim Absturz gestorben sind:

 

S/Sgt. Thomas F. McDermott - Left Waist Gunner/ Rumpfschütze links

(31057180) Rhode Island

Beerdigt: Lorraine American Cemetery, Frankreich

 

2nd Lt. Waldron L. Snyder, Jr. - Co-Pilot & Observer/Photographer

(O-795658) Massachusetts 

Beerdigt: Lorraine American Cemetery, Frankreich

 




Am 4. März 2019, ein stürmischer und regnerischer Tag, 75 Jahre nach dem Absturz, konnte die Absturzstelle mit Hilfe des oben genannten Zeitzeugen gefunden werden. Nachdem er uns die Stelle gezeigt hatte, konnten bereits Minuten später erste Kleinteile des Flugzeugs (Plexiglas, Aluminium- Flugzeugteile, Munitionsreste, etc. ), die durch den Pflug hochgepflügt wurden, von der Ackeroberfläche aufgelesen werden. Weitere Maßnahmen sind geplant.                                                                                                                                                    Erik Wieman




Ausgabe Dahäm Magazine November 2019


Fortsetzung folgt!